Rufen wir uns mal den indogermanischen Zusammenhang zwischen Atmen und Atman ins Bewusstsein. Das Eine bezeichnet unsere fortlaufende Aufnehmen-Ausstoßen-Interaktion mit der Umwelt. Aber auch das Ausdehnen-Zusammenziehen als solches - jenes lebendige Pulsieren, womit (und nicht damit) die Luft aufgenommen und ausgestoßen wird.
Atman steht im Sanskrit für das individuelle Bewusstsein, das mit dem Brahman, dem kosmischen Bewusstsein, identisch ist. Und zwar auf dieselbe Weise wie ein Wassertropfen mit dem Ozean identisch ist - als Wasser, als Element. Das Wort Atma bedeutet Seele, was in vielen slawischen Sprachen indogermanischer Sprachgruppe eine weitere Entwicklung findet. Dort werden sowohl die Seele als auch der Geist vom Atmen abgeleitet. Alle drei Worte haben dort dieselbe Wurzel.
Der altgermanische Odem (Atem) fließt ebenso durch alle Wesen und hält die ganze Welt in Gange.
Bewusst atmen
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Atemprozess. Sie werden schnell merken, dass Ihre Atmung allein durch das Beobachten deutlich tiefer wird. Verstärken Sie bewusst diese Tendenz, bleiben Sie aber langsam. Spüren Sie eine zeitlang Ihren Atem und seine Wirkung. Das ist sehr beruhigend und belebend.
Stellen Sie sich dann vor, wie Sie beim Atmen die Lebensenergie (und die Luft) aufnehmen. Visualisieren Sie, wie diese Lebensenergie von alleine in alle bedürftigen Körperbereiche fließt, sie erfüllt und erhellt. Verweilen Sie in dieser Vorstellung.
Spüren Sie, wie in ihrem Körper leichte spontane Bewegungen einsetzen. Lassen Sie diesem Prozess freien Lauf und beobachten Sie weiterhin Ihren Atem.
Setzen Sie sich mit aufrechtem Rücken, zusammengelegten Händen und geschlossenen Augen auf den Boden oder auf einen Stuhl. Entspannen Sie sich bewusst. Atmen Sie langsam, tief und ruhig.
Stellen Sie sich vor, dass Ihr Körper ein leerer Raum in einer etwas dichteren Umgebung ist. Der Sie umgebende Kosmos ist lebendig und er atmet in Ihren leeren Raum hinein. Nicht Sie atmen ein und aus, sondern das Universum atmet in Sie aus (Ihr Einatmen) und aus Ihnen ein (Ihr Ausatmen).
Bewegen Sie sich nicht. Visualisieren Sie Ihren Ich-Hohlraum. Spüren Sie in Ihrer Leere den Atem des Universums. Lassen Sie sich von außen ein- und ausatmen. Lassen Sie sich beatmen, solange es Ihnen angenehm ist.
Wellenatem
Stellen Sie sich vor, Sie stehen an einem Strand und atmen synchron mit der Wellenbewegung. Wenn eine Welle auf Sie zukommt, atmen Sie ein und wenn sie sich zurückzieht, atmen Sie aus. Stellen Sie sich vor, das Meer beatmet Sie auf diese Weise. Bleiben Sie eine Weile atmend in diesem Rhythmus und in dieser Beziehung zum Meer ...
Wechseln Sie dann die Seiten und werden Sie selbst zum Meer, welches Ihren am Strand stehenden Körper beatmet. Ihre Atemkoordination kehrt sich um: Wenn Sie als Welle an den Strand fließen, atmen Sie aus und wenn Sie zurück ins Meer kommen und eine neue Kraft empfangen - atmen Sie ein.
Unterstützen Sie diese Visualisierung mir körperlichen Wellenbewegungen.